Norio -> Innenstadt
Wieder nichts. So ging der Braunhaarige Stand für Stand ab, fragte die Leute dort und besah sich jedes Mädchen im passenden Alter genauer. Doch bisher war seine Suche erfolglos. Ebenso die Funksprüche, welche zwischendurch zu hören waren, blieben erfolglos. Norio brauchte nicht an sein Funkgerät zu gehen, denn niemanden würde es weiter helfen, wenn er sagte, dass er sie noch nicht gefunden hatte. Und noch stand es nicht zu 100% fest, dass Ayumi hier war. Vielleicht fand auch einer der Anderen das Mädchen.
Bei einem Zeichenstand blieb er ein wenig länger stehen und besah sich die Bilder dort kurz. Nein, sie hatte sich nicht zeichnen lassen. So fragte er sicherheitshalber noch einmal nach.
"Entschuldigung. Ich suche ein Mädchen namens Ayumi Buncho, sie soll sich hier in der Nähe aufhalten. Haben Sie sie vielleicht gesehen?", fragte er und zeigte das Bild, welches er dabei hatte. Der Künstler schien erst das Bild, dann Norio zu mustern. "Was will ein Dämon denn von einem Menschen? Das ist schon sehr ungewöhnlich, oder nicht?" Norio zog leicht die Augenbraue hoch. "Nun, an vorderster Stelle bin ich Polizist. Wenn Jemand gesucht wird, ist jede Einsatzkraft hilfreich, egal ob Mensch oder Dämon." Der Künstler schien nicht so überzeugt, aber das störte Norio weniger. Es gab noch immer Vorurteile gegen Dämonen, umgekehrt war es genauso. Aber in ein paar Jahrzehnten würde sich das auch noch legen.

(So wichtiges wird der Künstler auch nicht mehr sagen Ich wollte an der Stelle nur mal den Punkt aufführen, dass Menschen und Dämonen sich teilweise nicht 'vertragen'. Hatte sich gerade so schön angeboten...)

Norio -> Innenstadt
Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck deutete der Künstler auf einen Stand weiter hinten. Mit einem kleinen Dankeschön verabschiedete der Dämon sich und ging in die angegebene Richtung. Wenn sie es wirklich war, sollte sie nicht allzu weit weg sein, zumindest vermutete Norio dies. Tatsächlich fand er Jemanden, auf den nicht nur die Beschreibung passte, sondern auch große Ähnlichkeiten mit dem Mädchen von vor ein paar Jahren hatte. „Entschuldigung, ich suche Ayumi Buncho. Bist du das vielleicht?“ Während er fragte, zeigte er ebenso das Foto. Wenn sie es nicht war, musste er wo anders suchen.

Norio -> Innenstadt
Sich nicht anmerken lassend, dass er erleichtert war sie gefunden zu haben, deutete er in die Richtung, aus die er gekommen war. "Würdest du mich bitte begleiten? Es geht um etwas Wichtiges und ich würde es ungerne in aller Öffentlichkeit besprechen." Immerhin ging es Fremde nichts an und so wie Norio seine Erfahrungen einschätzte, wäre es ein sehr großer Schock für das Menschenmädchen. Zudem würde er sie so oder so zu Sesshomaru bringen müssen, schon alleine um ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten.

Norio -> Innenstadt
"Zuerst gehen wir zu meinem Streifenwagen, der etwas Abseits steht", erklärte der Hundedämon ruhig. Der Weg zurück war deutlich schneller, da Norio einfach direkt den Weg gehen konnte und nicht suchen musste. Kaum erreichten sie das Auto schloss der Braunhaarige auf und griff im Inneren nach dem Funkgerät. In einer kurzen Meldung gab er durch, die Zielperson gefunden zu haben. "Darf ich dich bitten einzusteigen, Ayumi? Ich muss dich wo hin bringen." Dass er ein Polizist war sollte nun eindeutig bewiesen sein.

Norio -> Auf dem Weg zum westlichen Gebiet
Mittlerweile hatte Norio auch Sayo kontaktiert und darum gebeten, alle wieder zurückrufen zu lassen. Durch den regen Verkehr dauerte es eine Weile bis sie aus dem Zentrum raus waren und in der Zeit schwieg der Hundedämon. Er wusste, dass solche Nachrichten die Schlimmsten überhaupt waren. Genau deshalb wollte er zumindest aus dem Trubel raus sein. Da es hell war, hatte er sich eine Sonnenbrille aufgesetzt, sah aus den Augenwinkeln jedoch leicht zu dem Menschenmädchen. "Weißt du Ayumi... Ich bin gerne Polizist, weil ich gerne anderen Leuten helfe. Aber dieser Beruf hat auch Schattenseiten, so wie heute. Ich wünschte, ich könnte dir etwas Anderes mitteilen, dir sagen, das alles in Ordnung ist. Aber das ist es nicht. Und... ich habe in meinem Leben eines gelernt: Das Schicksal spielt ein gemeines Spiel mit uns. Und wenn es will, dann nimmt es uns alles." Norio sah sich nun minimal auf der Straße um, suchte einen Platz, wo er zur Not halten konnte. "Ayumi... deine Eltern sind tot. Sie wurden getötet", erklärte er dann ruhig, darauf bedacht zwar ernst, aber auch mitfühlend zu klingen. Er wusste, dass es hart war, aber viel mehr als ehrlich sein konnte er nicht.

Norio -> Auf dem Weg zum westlichen Gebiet
Geduldig war Norio dem Mädchen gefolgt, gab ihr den Freiraum, den sie brauchte. Weit gelaufen war sie nicht, jedoch achtete der Polizist sorgsam auf die Umgebung. Als Ayumi nach einer weile aufsah, hatte der Braunhaarige sich vor sie gehockt, unschlüssig, was er nun tun sollte. "Hast du dich verletzt?", fragte er dann nach einer Weile um das Schweigen zu brechen. Seine Sonnenbrille hatte er hochgeschoben, sodass man deutlich die andersartigen Pupillen sehen konnte. "Ich bin mir sicher, der Taisho wird die Mörder zur Rechenschaft ziehen. Also lass dir gesagt sein, du bist nicht alleine."

Norio -> Auf dem Weg zum westlichen Gebiet
"Nein", erklärte Norio geduldig, "Dafür haben deine Eltern gesorgt. Wir werden dir alles erklären, wenn wir im westlichen Gebiet sind, ja?" Damit stand er auf, hielt ihr höflich die Hand hin. Es würde leichter für sie, alles zu begreifen, wenn sie die Dokumente selbst lesen konnte, ebenso den Umschlag, den ihre Eltern ihr für genau diesen Fall hinterlassen hatten. Norio wusste, dass Sesshomaru ihn über all die Jahre aufbewahrt hatte. Niemand hatte ihn geöffnet, es wusste also keiner, was darin enthalten war. Der Taisho kannte vielleicht in etwa den Inhalt, aber er würde sich in so etwas nie einmischen.

Norio -> Westliches Gebiet
Die restliche Fahrt verlief recht still, sie beide schwiegen. Norio hatte den Funk abgestellt, dafür jedoch leise das Radio angestellt. Da es nicht mehr lange zum innersten Bezirk des Westens dauerte wurden auch noch keine Nachrichten durchgesagt. Ob das gut oder schlecht war wollte der Hundedämon nicht überlegen.
Kaum hielt das Polizeiauto vor dem Anwesen des Taishos, stand bereits Sayo in der Tür. Die junge Dämonin sah ihnen entgegen, ihren Blick dabei jedoch eher auf Ayumi gerichtet. Als Norio ihr gegenüber stand neigte sie leicht den Kopf, ehe sie ihn durchgehen ließ. In ihrem Blick lag Trauer, es musste sie sehr mitnehmen. Der Braunhaarige verstand gut, warum. Sie wusste, wie das Menschenmädchen sich fühlte, immerhin hatte sie ebenfalls ihre Eltern verloren.
Im Gebäude ging Norio direkt vorbei an der Bar in den Konferenzraum. Die Meisten waren bereits anwesend, einzig die Fuchsgeschwister fehlten neben Sayo. Sesshomaru war ebenfalls bereits auf seinem Platz am Kopfende, las sich jedoch einige Dokumente durch ohne aufzusehen.

Eira
Mit einer inneren Hast und Unruhe saß die Dämonin auf einem Stuhl über den Tisch gebeugt, ihre Ellenbogen darauf abstützend und mit den Fingerspitzen gegen die oberste Kante ihres Nasenbeins berührend, schien sie rein vom äußerlichen Betrachtet tatsächlich in sich zu ruhen. Als nun die Tür aufging, sah sie auf. Herein trat Norio. Lange nun, schien es, hatten sie auf sein Eintreffen gewartet. Doch wie nun schien, hatte sich das Warten gelohnt, denn ein junges Mädchen trat hinter ihn in den Raum. Eira beobachtete sie, nun ihr Kinn auf die verschränkten Finger stützend.
"Er 'at sie also gefunden.", murmelte sie erleichtert zu sich selbst. Sie wusste ungefähr, was passiert war, doch wie sie nun mit dem Mädchen genau verfahren sollten, war ihr noch unklar. Für das Mädchen würde es in jedem Falle ab diesem Abend gefährlich werden, obgleich sie sich in diesem Moment am sichersten Ort auf der Welt befand. Hier konnte ihr bis auf weiteres erstmal nichts geschehen. ...Jedoch.. Wusste sie das auch? Sie schien gefasst, allerdings konnte sich Eira nicht vorstellen, dass sie den Schock schon überwunden hatte. Ihr Blick wanderte nun zu Sesshomaru am Ende des Tisches. Es lag nun an ihm was geschah.

Sesshomaru ->Westliches Anwesen
Ruhig sah der junge Hundedämon die Anwesenden Personen an, nachdem er das Dokument weggelegt hatte. Ayumi wurde nun von Sayo angewiesen sich zu setzen und geduldig wartete der Silberhaarige, bis sie es auch getan hatte. Dann lehnte er sich leicht in dem Bürostuhl zurück, dabei die Arme vor der Brust verschränkt. Er hatte Ayumi noch nie erwachsen gesehen, aber er stellte ziemlich viele Ähnlichkeiten mit ihren Eltern fest. Es waren alle wichtigen Personen des WestClans anwesend, bis auf Amaterasu und Wagaya. Bevor Sesshomaru ansetzte zu sprechen, wurde die Tür geöffnet und ein kleiner Krötendämon stolperte herein. Er war nicht sonderlich groß, eher ein laufender Meter, mit komplett haarloser, grüner Haut und viel zu großen Augen. Man könnte ihn bestenfalls als hässlich bezeichnen.
Hastig Entschuldigungen murmelnd stolperte er zu dem Taisho ans andere Ende des Raumes und reichte diesem einige Papiere. Sesshomaru überflog das dort geschriebene nur kurz, bevor er den Krötendämon mit einer Handbewegung wieder weg schickte und die Papiere vor sich legte. Dann wandte er sich wieder den Anwesenden zu, die Dämonen hatten wohlweislich geschwiegen. "Nun, es sind alle anwesend. Amaterasu und Wagaya werden später informiert." Eigentlich hätte er das nicht extra erwähnen müssen, doch der Vollständigkeitshalber tat er es. "Wie wir mittlerweile alle wissen wurde in der Nacht die Buncho-Familie gemeuchelt. Damit haben die Jäger uns nicht nur einen gravierenden Schlag verpasst, sie zwingen uns auch unsere Pläne zu ändern. Und auch müssen wir uns nun um Ayumi kümmern, wie es im Vertrag festgehalten wurde." Während er sprach nahm er einige der Dokumente, darunter auch einen versiegelten Umschlag und ließ diese nach vorne reichen. "Hier ist zum einen der Vertrag Ayumi sowie einige Dinge, die deine Eltern dir, und eigentlich auch deiner Schwester, hinterlassen haben, sollten sie tatsächlich getötet werden. " Darunter befanden sich wahrscheinlich einige Bankdaten mit Geldanlagen sowie einige andere, wichtige Daten. Und höchstwahrscheinlich ein persönlicher Brief. Er hatte ihn nie geöffnet, aber er ahnte, was der Inhalt war.

Sesshomaru -> westliches Anwesen
Ruhig betrachtete der silberhaarige Hundedämon das Menschenmädchen. Er konnte ihr ansehen, wie verwirrt sie war, vor allem auch wie blass. Erst, als es schlimmer wurde und sie nach der Toilette frage, regte der Taisho sich ein wenig. "Sayo, Mayumi, kümmert euch um sie," befahl er in einem klaren, ruhigen aber dennoch bestimmenden Ton. Mit einer Kopfbewegung unterstrich er diesen Befehl. Und kaum war er ausgesprochen, erhoben sich die beiden Dämoninen und geleiteten Ayumi aus der Tür. Mayumis Fähigkeiten als Krankenschwester würden hier wohl eher weiterhelfen, dazu Sayos ruhige und besonnene Art um das Mädchen zu beruhigen.
Die Unterlagen verweilten auf den Tisch, keiner sagte sonst irgendetwas. Immerhin gab es nichts, was sie ohne Ayumi noch besprechen konnten. So schwiegen sie, besonders die rangniedrigeren Dämonen.

Eira
Geräuschvoll stand die Dämonin auf, als nach einer Weile die Stille zu erdrückend wurde. Sie tat ein paar Schritte durch den Raum und drehte sich schließlich wieder zum Taisho um, um ihn mit verschränkten Armen sehr vorwurfsvoll an. "Gemeuschelt?", sagte sie sehr betont, und fügte in einer eher monotonen Stimme hinzu: "Wirklisch? Sess'omaru, selbst Sie müssten wissen, dass man das nischt zu einem jungen Mädschen sagt, das gerade seine Eltern verloren 'at. Seine Eltern. O' wie schlimm muss es ihr ge'en. Das arme Ding. Nur gut, dass sie Mayumi 'aben. Sie 'ätte einen Nervenzusammenbruch 'aben können."